Gebetstreffen in Assisi am 27. Oktober 1986
Modell Assisi
Christliches Gebet und interreligiöser Dialog
in heilsgeschichtlichem Kontext

(Theologische Bibliothek Töpelmann, Bd. 88). Berlin / New York: Walter de Gruyter 1998
ISBN 3-11-015814-0; 523 S.

(Neuauflage 2012 mit eBook)



Das von Papst Johannes Paul II. initiierte religionsumspannende Weltfriedens-Gebetstreffen in Assisi am 27. Oktober 1986 entwickelte sich alsbald zum Modell Assisi. Freilich entzündete sich gerade am Modell Assisi als exemplarischem Beispiel gelebter Solidarität interreligiöser Provenienz unter theologischen Vorzeichen eine polarisierende Auseinandersetzung um Möglichkeiten und Grenzen des interreligiösen Dialoges überhaupt.

Innerhalb der einschlägigen Diskussion kristallisierten sich rasch drei argumentative Hauptrichtungen heraus: Das Verhältnis zwischen Christentum und nichtchristlichen Religionen wurde ebenso wie die Beziehung des christlichen zum nichtchristlichen Beten auf exklusivistische, inklusivistische und pluralistische Weise gedeutet.

Einschneidende Kritik am Modell Assisi äußerte sich dabei in gleicher Schärfe aus exklusivistischer wie pluralistischer Perspektive: Anhänger der exklusivistischen Position erheben überzogene Exklusivitätsansprüche und erklären unter Hinweis auf das Erste Gebot (Ex 20,3; Dtn 5,7) und die exklusive Offenbarungs-Mittlerschaft Jesu Christi (Joh 14,6) nichtchristliche Gebete für null und nichtig, die interreligiöse (Gebets-) Begegnung zu missionshintertreibendem Götzendienst. Anhänger der pluralistischen Position hingegen konfrontieren - unter Hinweis auf das letztlich unzugängliche, weil in allen Religionen perspektivisch verzerrte Mysterium des einen Gottes und die daraus resultierende Notwendigkeit einer Entmythologisierung christologischer Passagen biblischer Redeweisen - mit extensiven Pluralismusforderungen nach interreligiösem Gottesdienst und gemeinsamen Gebeten.

Das Modell Assisi wiederum hat sich der inklusivistischen Verhältnisbestimmung verschrieben: Inklusivistischer End-Gültigkeitsgewißheit christologischer Ausrichtung stehen das exklusivistische Un-Gültigkeitsverdikt bezüglich jeder nichtchristlichen Religion und die pluralistische Gleich-Gültigkeitserklärung aller Religionen entgegen.

Vorliegender Forschungsarbeit liegt die Überzeugung zugrunde, mit Hilfe einer heilsgeschichtlichen Deutung die Aporien theologischer Diskussionen aufbrechen zu können. Als symbolischer Verdichtung religionswissenschaftlich, biblisch, traditional und lehramtlich gedeckter Verhältnisbestimmungen zwischen christlichem Glauben und nichtchristlichen Religionen eignet dem Modell Assisi im Kontext des interreligiösen Dialogs daher eine exemplarische Aussagefunktion: Von der christlichen Lebenswelt aus und in diese ein geht über das Modell Assisi der heilsgeschichtliche Vorschein des Reiches Gottes. Dieses aber steht allen offen.

Die Arbeit wurde im Jahre 1997 von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg als Inauguraldissertation angenommen.

Gerda Riedl



BESPRECHUNGEN

  • von Horst Bürkle. In: Theologische Revue 96 (2000), Sp. 424 f.
  • von Jutta Burggraf. In: Forum Katholische Theologie 16 (2000), S. 74 f.
  • von Marianne Grohmann. In: Theologische Literaturzeitung 125 (2000), S. 32 f.
  • von Theodor Hogg. In: Erbe und Auftrag 76 (2000), S. 266
  • von Helmut Hoping. In: Neue Zeitschrift für Missionswissenschaft 55 (1999), S. 312
  • von José Morales. In: Scripta theologica 32 (2000), S. 673
  • von Karl H. Neufeld. In: Zeitschrift für Katholische Theologie 121 (1999), S. 475-477
  • von Andreas Renz. In: Münchener Theologische Zeitschrift 52 (2001), S. 84
  • von Pim Valkenberg. In: Tijdschrift voor Theologie 39 (1999), S. 439 f.
  • von Hans Waldenfels. In: Lebendiges Zeugnis 55 (2000), S. 156
  • In: Gottesdienst 34 (2000), Nr. 15 vom 24.8.2000, S. 119



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